Vitamin D ist einer der am meisten unterschätzten Nährstoffe.
Leider wird sein Wert bei vielen Laboruntersuchungen aus Budgetgründen nicht mitbestimmt.
Mit oft nicht unerheblichen Folgen für Alt und Jung.
Was bewirkt sein Mangel? Und warum ist für Erwachsene Vitamin D wichtig?
Eine der bekanntesten Mangelerscheinungen ist die so genannte "Englische Krankheit" auch Rachitis genannt.
Anfang des 19. Jahrhunderts wurde in England in den Industriestädten bemerkt, dass sich insbesondere bei Kindern Knochenderformationen manifestierten. Typische O-Beine, weiche Schädelknochen (Quadratschädel) aber auch verminderte Muskelkraft und ein verminderter Muskeltonus.
Damals war es oft üblich, dass Kinder unter Tage arbeiteten und selten das Sonnenlicht sahen.
Anfang des 20. Jahrhunderts bemerkte man dann, dass Vitamin D hier Abhilfe schaffen kann. Es wurde dann oft der unbeliebte Lebertran verabreicht.
Auch heute geben wir unseren Säuglingen erhöhte Vitamin D-Mengen, daher kommen rachitische Symptome so gut wir nicht mehr vor.
Nicht nur für Kinder, gerade für Erwachsene und Senioren spielt Vitamin D eine wichtige Rolle.
Im Erwachsenenalter ist es ebenfalls wichtig, da es bei einem Mangel langfristig zu einer Osteomalazie (Knochenerweichung) und Knochenabbau (Osteoporose) führen kann.
Intakte Knochen werden demineralisiert und brechen dann mitunter an den bandförmigen Umbauzonen. Oder sie verbiegen derart, dass im gesamten Skelett Schmerzen auftreten können.
Viele Bevölkerungsteile haben vermutlich einen latent niedrigen Vitamin D Spiegel wie man heute mehr und mehr herausfindet.
Ursachen können hier Arbeit überwiegend in Räumen oder unter Tage sein, Veganer (Verzicht auf Fisch- und Milchprodukte), ältere Menschen die das Vitamin D schlechter im Darm resorbieren und weniger in die Sonne gehen und eher die Sonne meiden, oder auch Menschen mit dunklem Hautton, auch mediterrane Typen in unseren Breiten. Aber auch der übermäßige Konsum von Alkohol und Nikotin tragen hierzu bei.
Die Vorteile des D Vitamins sind gerade im Hinblick auch auf den anstehenden Herbst / Winter überragend.
Nicht nur, dass es zelldifferenzierend und immunmodellierend wirkt, was günstige Effekte bei Krebs und Autoimmunkrankheiten nach sich zieht, es wirkt auch beim Zusammenspiel von Nerven und Muskeln entscheidend mit und wirkt sich stark auf eine geringere kardinale Mortalität aus. Neueren Forschungen nach, scheint es sogar hilfreich, bei bestimmten Krebsarten wie Brustkrebs, Dickdarmkrebs oder Prostatakrebs zu sein. Vitamin D scheint zudem bei Zellen und auch Krebszellen den programmierten Zeltet (Apoptose) einleiten zu können.
Auch verdichten sich Hinweise, dass eine ausreichende Versorgung zur Verhinderung von Multipler Sklerose, Diabetes Typ 2 und Typ 1 sowie Schuppenflechte beitragen kann.
Die Forschungen sind hier jedoch noch relativ am Anfang und wenn sich die Ergebnisse erhärten, hätten wir es hier mit einer herausragenden Erkenntnis in Sachen Ernährung zu tun.
Was ist das nun genau für eine Substanz, wo finde ich sie und wieviel davon ist ratsam?
Die gute Nachricht vorweg: Es ist gar nicht so schwer seinen Bedarf ausreichend zu decken.
Vitamin D wird bei Sonnenlichtbestrahlung in der Haut aus verschiedenen Vorstufen unter anderem auch aus Cholesterin gebildet.
Eigentlich ist es somit gar kein Vitamin im eigentlichen Sinne sondern ein Prohormon.
Die Wirkstoffe gehören zu den Calciferolen und finden sich als Vitamin D2 in pflanzlichen und als D3 in tierischen Lebensmitteln.
Vitamin D findet ist gleichermaßen in tierischen und pflanzlichen Produkten zu finden.
Beide Formen sind wirkungsgleich, der Anteil in pflanzlichen Erzeugnissen ist aber deutlich geringer.
80 Prozent des Vitamin D3 stellt der Körper jedoch in Eigensynthese her. Und dafür bedarf es nicht einmal viel: Der Körper bildet aus der Leber aus 7-Dehydrocolesterol und später in der Niere dann dass 1,25 Dihydroxycholecalciferol unter Einwirkung der UVB-Strahlung der Sonne, (Wellenlänge 290-315 Nanometer). Über die generelle Verzehrempfehlung und ob eine Supplementierung im Winter auch bei jugendlichen oder Leistungssportlern mit dunkler Hautfarbe sinnhaft ist, gibt es bereits erste Abhandlungen. (Vergl. Schek 2016)
Wie lange sollte man dafür in die Sonne?
Bei hellhäutigen Menschen genügt es in unseren Breiten Gesicht, Arme und Beine zwei bis dreimal die Woche für 10 bis 15 Minuten der Sonne auszusetzen. Natürlich sollte man sich hier zuvor keine UVA und insbesondere UVB Blocker auf die Haut reiben. Eine Sonnencreme mit Faktor 8 reduziert die Synthese bereits um 90 %, eine Creme mit Faktor 15 um 100%.
Ansonsten ist Sonnenschutz natürlich unerlässlich.
Welche Lebensmittel enthalten viel Vitamin D?
Unterstützen kann man diesen Synthese-Prozess, durch den Verzehr von Fisch wie Aal, Lachs, Makrele und Hering aber auch durch das Essen von Pilzen, Hühnereigelb, Butter und Sahne. Sogar Gouda Käse hat einen geringen Anteil zu bieten.
Allerdings ist das Sonnenlicht immer die bessere Wahl. 12 Minuten im Freien haben in etwa den selben Effekt wie 100 Gramm Hering.
Wieviel Vitamin D ist genug und kann man hier auch "überdosieren"?
100 Mikrogramm täglich gelten als unbedenklich. Es entspricht der 10 fachen Menge der empfohlenen Tagesdosis.
Eine Überdosierung führt jedoch zu einer Veränderung des Calciumstoffwechsels, was dann wiederum Kopfschmerzen, Erbrechen, Verdauungsbeschwerden und Muskelschwäche zur Folge haben kann. Ebenfalls können sich Nierensteine bilden und die Funktion der Nieren kann eingeschränkt werden.
Kann Vitamin D bei der Volkskrankheit Depression helfen?
Absolut. Aktuellen Studien nach verhindert ein ausreichender Vitamin D Spiegel die Wahrscheinlichkeit an einer Depression zu erkranken um fast 50%.
Vitamin D kann einen großen Einfluss haben, Depressionen und dem so genannten "Winterblues" entgegen zu treten und verringert so auch Ausfälle im Winter und damit Fehlzeiten bei den Arbeitgebern.
Wir sollten also auch im Herbst und Winter die Chance nutzen, hin und wieder in die Sonne zu gehen. Auch wenn wir viel unter Kunstlicht oder drinnen oder in der Nacht arbeiten, sollten wir uns um unsere Vitamin D Synthese kümmern.
Neben den Forschungen zum Darmbiom dürfte die Vitamin D Synthese und die Einwirkung seines Spiegels im Blut immer mehr Einfluss auf unser Leben, unsere Gesundheit und somit unser Wohlbefinden haben.
Einfach jetzt nochmal raus und schon für den Winter den Spiegel erhöhen, dann kommen wir alle gut durch die dunkle Jahreszeit. Das aktuelle Wetter bietet beste Voraussetzungen dafür.
Text: Hendrik Behrens
Bildquelle: WIX Gratisbilder
Weitere Quellen:
Nährstofftherapie, Orthomolekulare Medizin in Prävention, Diagnostik und Therapie (Volker Schmiedel)
Einführung in die Ernährungslehre (Fröleke / Fehnker / Sebastian)
Disclaimer:
Dieser Beitrag stellt keine medizinische Beratung dar und ersetzt nicht den Gang zum Arzt. Er ist als Anregung gedacht und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit.
Rechtschreibfehler fallen unter künstlerische Freiheit und dürfen (wenn sie gefunden werden) behalten werden.